Vor 1944 

Aus dieser Zeit  habe ich zwar wenig persönliche Erinnerungen, aber einige offenbar herausragende Erlebnisse hinterlassen auch bei jungen Kindern einen bleibenden Eindruck.

Zudem greift auch die mündliche Überlieferung und einige Fotos sind erhalten.

Die erste Evakuierung 1939
Wenig bekannt, gern heruntergespielt, manchmal verschwiegen ist die erste Evakuierung der Saarländer Anfang September 1939.
Nur 4 Jahre nach der Saarabstimmung am 13. Januar 1935, deren überwältigendes Ergebnis die Saar "heim ins Reich" brachte, traf der Dank des "Führers" die Saarländer mit voller Wucht. Die sog. "Rote Zone", ein um die 10 km breiter Streifen entlang der deutsch-französischen Grenze wurde rücksichtslos geräumt um der Kriegsmaschinerie freie Bahn zu schaffen.
Meine hoch schwangere Mutter wurde "ins Reich" nach Gelnhausen geschafft und nur den verzweifelten Bemühungen meiner Großmutter gelang schließlich die Zusammenführung "in der Fremde" im nordhessischen Burghaun.
Die "Saarfranzosen" waren in den Aufnahmegebieten keineswegs beliebt, von wegen "Willkommenskultur", wenn sich auch die Situation schließlich doch besserte - man arrangierte sich.
Erst nach dem Sieg über Frankreich, etwa ab Juli 1940, konnten die evakuierten Saarländer zurückkehren in ihre geplünderten und teilweise zerstörten Häuser.

Meine Patentante heiratete Anfang 1940 in Hünfeld in einer Kriegstrauung. Ihr Mann fiel Ende 1942 in Norwegen als erstes Opfer unserer engeren Familie.


Einer der frühen eigenen Eindrücke betrifft meinen Onkel Helmut. In einem seiner Fronturlaube Anfang 1944 war ein Lied aktuell, von dem es auch eine Schallplatte gab, Text und Melodie erinnere ich noch heute :

Hinter einer Gartenmauer steht ein Mädchen auf der Lauer und erwartet den Soldat,
der in einer frohen Stunde als der Mond in ihrem Bunde ihr das Glück versprochen hat.
Immer steht noch an der Mauer still das Mädchen auf der Lauer denn er war ihr ganzes Glück
doch er hat sein junges Leben seinem Vaterland gegeben und er kehret nie zurück “ .

Nach seinem Tod am 23.06.1944 in Grigorkino durfte dann diese Platte nicht mehr abgespielt werden.

Dr.rer.nat W.F.Schneiderhan